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Giersch – das unterschätzte Superkraut gegen Frühjahrsmüdigkeit

Warum du Giersch neu kennenlernen solltest

 

 In meinem Garten explodiert der Giersch dieses Jahr förmlich.

Er belagert das Rosenbeet, streckt sich zwischen Schlüsselblumen, Waldmeister, Veilchen und der Igelwohnung hindurch – als hätte er hier die Welt-Garten-Herrschaft übernommen.
Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob ich ihn überhaupt noch aufhalten kann.

Aber bevor ich ihn radikal dezimiere, landet eine ordentliche Portion frisch geernteter Blätter in der Küche.
Gerade jetzt im Frühling, wenn der Körper nach Frischem lechzt, ist Giersch ein echter Schatz.

Giersch wird im Garten gehasst, weil er stark ist. Weil er sich nicht vertreiben lässt.
Weil er wächst, wo andere längst aufgegeben haben.
Genau das aber macht ihn zu einem der wertvollsten Frühlingskräuter überhaupt.

Und aus Sicht der Ernährung gilt: Das Beste am Giersch ist – er bleibt.
Okay, wenn ich ehrlich bin, habe ich das vorhin nicht gedacht, als ich ihn gesehen habe.
Da ging’s mir wie den meisten: nicht „Juhu, überall Giersch!“, sondern eher „Oh verdammt, das dauert wieder ewig, ihn zwischen den Rosen rauszujäten.“

Aber egal. Die Sonne scheint. Gartenarbeit ist Bewegung – und Bewegung tut gut.
Also: umdenken, statt ärgern.

 

Was Giersch alles in sich hat

Neben seinem hohen Vitamin-C-Anteil zur Immunstärkung liefert Giersch eine ganze Reihe weiterer Mikronährstoffe, die ihn zu einem echten Kraftpaket machen – und das ganz ohne Superfood-Etikett.

Vitamine:
Vitamin A (Beta-Carotin): für Augen, Haut, Zellschutz
Vitamin K: stärkt die Knochen, reguliert die Blutgerinnung
Vitamin B1, B2, B3 (Niacin), B6: für Nerven, Energie und Stoffwechsel
Folsäure (B9): wichtig für Zellteilung, Blutbildung, Schwangerschaft

Mineralstoffe & Spurenelemente:
Calcium: unterstützt Knochen, Zähne und Muskelfunktion
Magnesium: entspannt Muskeln und Nerven, stärkt das Herz
Kalium: reguliert den Wasserhaushalt, wirkt basisch
Eisen: wichtig für die Blutbildung
Zink & Kupfer: antioxidativ, immunstärkend

 

Sekundäre Pflanzenstoffe:
Flavonoide & Polyphenole: antioxidativ, entzündungshemmend
Cumarine: leicht krampflösend und gefäßschützend
Saponine: antimikrobiell, cholesterinsenkend
Chlorophyll: unterstützt die Blutbildung, hilft bei der Entgiftung, wirkt basenbildend.

 

Giersch – mehr als nur Nährstoffe auf dem Papier

 

 Die biochemische Analyse liest sich schon gut – doch Giersch ist weit mehr als ein lästiges Wildkraut, das sich durchs Beet mogelt. Seine Nährstoffe sprechen für sich: genau das, was der Körper nach den langen Wintermonaten bitter nötig hat.

Vor allem das Chlorophyll – denn Grünzeug kam in letzter Zeit vermutlich nicht nur bei mir zu kurz.

Sein hoher Chlorophyllgehalt liefert eine weitere Portion natürlicher Unterstützung:
▸ fördert die Blutbildung
▸ hilft beim sanften Entgiften
▸ stabilisiert den Säure-Basen-Haushalt

Chlorophyll ist allerdings empfindlich – Licht und Hitze setzen ihm schnell zu.
Gut, dass Giersch keine langen Supermarktwege braucht: frisch geerntet landet er direkt auf dem Teller.

Doch auch seine weiteren Nährstoffe leisten einen wichtigen Beitrag. Sie helfen dabei:
▸ das Immunsystem zu stärken
▸ Müdigkeit und Erschöpfung zu verringern
▸ den Säure-Basen-Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen
▸ den Stoffwechsel sanft anzuregen und die natürliche Entgiftung zu unterstützen
▸ Gelenkbeschwerden wie Rheuma oder Gicht vorzubeugen oder zu lindern

Zusätzlich enthält Giersch wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, die antioxidativ wirken und freie Radikale im Körper abfangen können.

Schon im Mittelalter wusste man, was man an Giersch hatte:
Hildegard von Bingen empfahl die Verwendung wilder Frühlingskräuter, um den Körper nach der langen Winterzeit zu stärken und zu reinigen.
Zwar nennt sie Giersch nicht ausdrücklich beim Namen – doch in den Klostergärten jener Zeit war er als Teil der „grünen Küche“ längst selbstverständlich.

 

Warum Giersch jetzt auf den Teller gehört

Nach langen dunklen Wintermonaten – meist geprägt von deftigem Essen – verlangt der Körper nach Frischem, nach Grünem, nach leichterer Kost.

Kein Wunder, dass Frühjahrsmüdigkeit früher ganz selbstverständlich mit Wildkräutern bekämpft wurde.

Giersch war dafür ideal.
Er gehört zu den ersten Kräutern, die üppiger wachsen – oft kann man schon im Februar die ersten Blätter ernten.
Manchmal findet man sogar mitten im Winter ein paar frische Triebe: mein persönlicher Joker, wenn ich vergessen habe, einen Pott Petersilie zu kaufen.

▸ Giersch ist reich an Mineralstoffen und Vitaminen,
▸ sanft vitalisierend und stimmungsaufhellend.

In Klöstern und Bauerngärten kam er deshalb regelmäßig auf den Tisch – oft als einfache Suppe, ähnlich wie Spinat zubereitet, oder als Bestandteil einer Frühjahrskur auch in Form von Tee.
(Dazu mehr in einem eigenen Bericht, in dem ich euch einige Rezeptideen mit Giersch vorstelle.)

Denn: Noch wachsen die meisten Sommerkräuter nicht. 

Giersch hingegen ist jetzt schon da – unbeeindruckt von Kälte und grauem Himmel.

Er brachte neue Kraft, lange bevor unsere typischen Küchenkräuter wie Basilikum überhaupt anfingen zu sprießen.

Und noch heute gilt:
Wer Giersch nutzt, gönnt deinem Körper einen natürlichen Frischekick – direkt aus der Natur, regional, ohne Verpackung und ohne Preisschild. Nachhaltiger und günstiger geht es nicht.

Ein weiterer Vorteil:
Giersch ist eines der wenigen Wildkräuter, die fast ganzjährig verfügbar sind – außer wenn der Winter mit viel Frost und Schnee aufwartet.
Wo andere Pflanzen schlapp machen, bleibt er robust und verlässlich.

 

Kein eigener Garten? Kein Problem.

Giersch wächst an vielen Orten – auch mitten in der Stadt. Typische Fundstellen sind Waldränder, Wiesenränder, Lichtungen, alte Gärten und Parks (abseits der Hundespazierwege) sowie verwilderte Obstgärten und Brachen.

Er bevorzugt halbschattige, feuchte Böden, gibt sich aber auch mit weniger idealen Standorten zufrieden. Und das Beste daran: Wer ihn einmal sicher erkannt hat, wird ihn immer wieder finden.

Typische Erkennungsmerkmale sind ein dreikantiger Stängel, dreigeteilte Blätter und ein würziger Duft beim Zerreiben.

Der Stängel ist nicht rund, sondern leicht dreieckig geformt. Beim Rollen zwischen den Fingern spürt man die drei Kanten deutlich.
Die Blätter sind typisch dreigeteilt, wie du auf dem Bild erkennen kannst. Links siehst du ein matt-dunkelgrünes ausgewachsenes Blatt, ganz rechts ein junges glänzend-hellgrünes Blatt, das sich gerade entfaltet. Am besten schmecken die frischen, jungen Blätter. Beim Zerreiben entfaltet Giersch einen frischen, würzigen Duft – ähnlich wie Petersilie oder Möhre.

 

Wer auf diese Merkmale achtet, erkennt Giersch sicher – ohne Unsicherheiten oder Zweifel.

Beim Sammeln sollte man darauf achten, nicht direkt an Straßen oder auf stark begangenen Wegen zu ernten – und nur Pflanzen mitzunehmen, die eindeutig als Giersch identifiziert sind.

 

Gärtnerwissen kompakt: Wie Giersch wirklich tickt

Giersch ist kein lästiges Unkraut.

Er ist ein starkes, ursprüngliches Kraut, das genau das bietet, was unser Körper im Frühling braucht: Mineralien, Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und frische Lebenskraft.

Er wächst kostenlos vor unserer Haustür, erfordert keine Pflege und schenkt uns das erste echte Grün des Jahres.

Giersch ist ein natürlicher Frischekick – ideal für alle, die im Frühling neue Kraft tanken, den Körper entlasten und gleichzeitig echte Nährstoffpower nutzen wollen.
Kein gekauftes Superfood, sondern ein heimisches Kraftpaket – direkt vor unserer Haustür.

Giersch ist ein echter Überlebenskünstler.
Er vermehrt sich unermüdlich durch unterirdische Ausläufer.

Wer ihn nur oberirdisch abreißt, motiviert ihn eher zu Höchstleistungen – jedes winzige Wurzelstück kann eine neue Pflanze hervorbringen.
Wer ihn wirklich eindämmen will, muss ihn samt Wurzelgeflecht ausgraben – und zwar regelmäßig.
Eine einmalige Hau-Ruck-Aktion bringt höchstens neuen Auftrieb. Doch wer Giersch im Griff hat, wird belohnt: jung, frisch und voller guter Inhaltsstoffe ist er ein Geschenk aus der Natur.
Und wer ihn loswerden will, braucht entweder Geduld – oder einen kräftigen Appetit.

Im nächsten Artikel zeige ich euch, wie ihr euren Giersch lecker entsorgen könnt:
Alltagstaugliche Rezepte, ohne komplizierte Kochkünste – nur ein bisschen Kreativität und der Mut, das „Unkraut“ auf den Teller zu holen. 

Giersch auf einen Blick

Saison: Februar bis November (je nach Witterung)
Standorte: Wiesen, Waldränder, Gärten, Parks
Geschmack: Frisch, mild-würzig, leicht zwischen Petersilie und Möhre
Verwendung: Salate, Suppen, Smoothies, Pesto, Gemüsegerichte
Naturheilkunde: Unterstützung bei Stoffwechsel, Entgiftung, Gicht, Rheuma, Blasen- und Leberleiden
Besonderheiten: robust, fast ganzjährig verfügbar, unkompliziert zu verwenden

 

Ich freue mich über eure Kommentare:

Wie steht ihr zu Giersch?
Habt ihr ihn schon einmal selbst zubereitet – und wenn ja, wie?

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