
Ich brauchte erst mal was für die Nerven.
Und was hilft da besser als Sonnenschein, Gartenzeit – und Veilchen pflücken?

Dieses Frühjahr haben wir so viele Veilchen im Garten, dass ich nicht nur Essig ansetzen kann, sondern auch jeden Tag einen Tee – solange die kurze Veilchensaison dauert.
Warum ich überhaupt so genervt war, dass ich die Küche erstmal verlassen musste?
Der Osterzopf, den ich eigentlich mit euch teilen wollte, ist zum fünften Mal in Folge missglückt. Geschmack: gut. Optik: na ja.
Heute ist er schön soft und luftig – aber durch den hohen Buchweizenanteil (der macht Brot ja immer besonders weich, wie ihr wisst) sieht er eher aus wie ein kleiner Brotzopf mit Ambitionen auf
Kuchen. Nicht gerade das, was ich mir unter einem Hefezopf vorstelle. Schon gar nicht an Ostern. Aber gut. Dafür gibt es heute etwas, das garantiert gelingt – und ganz nebenbei gut für Kopf &
Stimmung ist: Veilchen pur.
Also – wie starten wir? Ich denke: erstmal ein Tässchen Tee.

Ein paar frische Veilchenblüten, heißes Wasser (nicht kochend – 80 Grad reichen völlig) und ein paar Minuten Ruhe.
Wer achtsam ist, bemerkt sofort den zarten Duft.
Mehr braucht’s nicht.
Der Geschmack ist mild und leise, leicht süßlich, ein Hauch von grünem Aroma – fast wie ein flüchtiger Gedanke.
Man trinkt ihn nicht nebenbei wie einen Kaffee, sondern mit Bedacht.
Und wer ihn öfter trinkt, merkt: Der Tee macht was.
Nicht spektakulär – aber spürbar.
Wirkweise der Veilchen – mehr als nur hübsch
Das echte Duftveilchen (Viola odorata) – auch wohlriechendes Veilchen oder Märzveilchen genannt – ist weit mehr als bloße Frühlingsromantik.
Mit seinen kleinen herzförmigen Blättern und seinem sanften Wuchs liebt es den Halbschatten. Und das passt zu ihm – genauso wie seine leise, zurückhaltende Art.

In der Volksheilkunde wurde es bei Husten, Hautproblemen, Nervosität und seelischer Erschöpfung eingesetzt – und das nicht ohne Grund.
Veilchen enthalten reizlindernde Schleimstoffe, entzündungshemmende Flavonoide, milde
Bitterstoffe und ein feines ätherisches Öl, das sanft auf das Nervensystem wirkt.
Die Wirkung ist nicht spektakulär – aber tief.
Besonders als Tee oder Heilessig zeigt sich diese stille Kraft:
Wenn der Kopf zu voll ist, das Herz eng wird oder die Gedanken kreisen, wirkt das Veilchen wie ein stiller Begleiter.
Kein Dämpfer, sondern ein Sortierer. Kein Schlafmittel, sondern eine Einladung zur Ruhe.
Manchmal denke ich: Nie war es so wertvoll wie heute.
Eine Pflanze, die leise wirkt – in einer Zeit, in der nur noch der gewinnt, der am lautesten tönt. Grausam, aber wahr. Umso mehr braucht es etwas für die Nerven.
Auch Maria Treben empfahl das Veilchen – bei Hautproblemen, innerer Unruhe und als sanftes Hustenmittel.
Für sie war es eine jener unscheinbaren Pflanzen, die leise helfen – ohne Aufsehen, aber mit Wirkung.
Wesen & Farbe – was das Veilchen ausstrahlt, hilft auch

Es sind nicht nur die Inhaltsstoffe, die eine Pflanze wirksam machen.
Auch ihr Wesen spielt eine Rolle: wie sie wächst, wie sie riecht, wie sie aussieht – und welche Farbe sie trägt.
Beim Veilchen ist es diese besondere Mischung aus Zurückhaltung und Klarheit. Violett steht für Ruhe, Rückzug und
Regeneration der Psyche – eine Farbe, die nach innen führt, nicht nach außen.
Und vielleicht ist genau das die stärkste Wirkung des Veilchens: Es heilt nicht laut, sondern leise. Nicht auf Knopfdruck, sondern im eigenen
Rhythmus.
In der Naturheilkunde wird es bei beginnendem Husten und Verschleimung eingesetzt – das passt erstaunlich gut zur psychischen Signatur dieser Pflanze: sanft lösend, beruhigend, ordnend.
Und noch ein alter Brauch: In manchen Gegenden streute man Veilchen auf den Acker, um den Frühling herbeizulocken. Da sieht man, wie sehr Veilchen und Frühling zusammengehören.
Nicht umsonst nennt man sie auch Frühlingsboten.
„Ja, ich weiß – klingt etwas kitschig. Aber bei Veilchen kann ich nicht anders.“
❈ Veilchenduft ist für mich der Moment, in dem der Frühling durchatmet – in seiner stillsten Farbe.
– Elke
Viel zu schade für die Vase – mein Veilchen-Essig
Ja, klar – die meisten kennen Veilchen als hübsche Blümchen für die Vase.
Mag ich auch. Aber da ich sie im Garten habe, dürfen sie dort wachsen – und ich nutze sie lieber.
Nicht nur zum Anschauen, sondern ganz praktisch: Ich bin ein Fan der Phytotherapie zum Trinken.
Wirksam, alltagstauglich, ohne Hexerei. Kein stundenlanger Aufwand, sondern etwas, das sich im echten Leben umsetzen lässt.
Deshalb mag ich Heilessig, Oxymel oder auch mal ein Fermentwasser wie Hefewasser – gerade weil wir ohnehin trinken müssen.
Dann doch lieber mit ein bisschen Wirkung. Und Apfelessig mag ich sowieso.
Man kann Veilchen übrigens auch essen – als hübsche Deko im Salat oder auf einem feinen Dessert, kandiert auf Torten … oder einfach so, als Frühlingsgruß auf dem Teller.
Und auch in der Naturkosmetik hat das Veilchen seine stillen Fans: als Gesichtsmaske mit Sahne oder als einfache Haarspülung.
So, jetzt aber zum Heilessig …

Für den Veilchenessig habe ich die Blüten einfach vorsichtig abgeschüttelt.
Wer mag, kann sie waschen – je nachdem, wie viel Kleingetier drin ist und wo man sie gepflückt hat.
Ich nehme eine Flasche mit etwas breiterem Hals, damit sich die Blüten leichter einfüllen lassen – bei mir war's eine leere Passata-Tomatenflasche.
Der Grund: In Gläsern haben die Blüten durch die große Oberfläche zu viel Kontakt zur Luft – das kann schnell kippen oder schimmeln.
In Flaschen bleibt alles besser vom Essig umgeben.
Etwa eine halbe Flasche voll Blüten - ganz oder gehackt - dann mit Apfelessig aufgießen (am besten Bio oder Demeter, naturtrüb und ungefiltert). Deckel drauf, zuschrauben – fertig.
Den Rest erledigen die Veilchen, der Essig und die Zeit.
2–4 Wochen im Dunkeln ziehen lassen, täglich schütteln, dann abseihen, gut auspressen und in eine dunkle Flasche umfüllen. Ich nehme dafür die, die ich gerade geleert habe – spart Müll, und ich muss keine extra Flaschen kaufen. Allerdings entferne ich die Etiketten und beschrifte die Flachen neu mit Inhalt und Datum – sonst kommt es im Küchenregal schnell zur Verwechslung.
- Ob ihr nur den Boden bedeckt oder die halbe Flasche füllt, hängt ganz von eurer Blütenmenge, eurem Empfinden und dem Verwendungszweck ab. Erlaubt ist, was für dich passt.
- Du kannst die Blüten ganz lassen oder fein hacken (mit einem scharfen Messer). Zerkleinerte Blüten geben schneller ihre Inhaltsstoffe ab – ich persönlich lasse die zarten Veilchen ganz.
- Der fertige Heilessig lässt sich später auch noch mit klarem Essig „verlängern“ – oder du nutzt ihn konzentriert, teelöffelweise wie eine Urtinktur. Auch ein Schuss ins Wasser wirkt belebend.
- Statt Apfelessig könnt ihr natürlich auch andere Sorten verwenden – ich persönlich bleibe beim Apfel.
- Gut zu wissen: Jeder Heilessig kann auch der Start zu einem Oxymel sein - dem magischen Elixier für deine Gesundheit.
Kleiner Zusatz für alle, die gern mit Licht arbeiten:
Damit die Veilchen nicht nur im Dunkeln stehen, stelle ich sie in der ersten Woche jeden zweiten Tag ans Licht – aber nie in die pralle Sonne.
Gerade in dieser Anfangszeit laufen noch andere Auszüge ab als später in völliger Dunkelheit. Das ist aber kein Muss.
Du kannst den Ansatz ganz nach deinem Gefühl entweder hell, dunkel oder im Wechsel ziehen lassen – so, wie es für dich stimmig ist.
Ein Wort zur Lagerung

So schön die Farbe im hellen Glas aussieht – UV-Licht zersetzt empfindliche Pflanzenstoffe.
Flavonoide, ätherische Öle, Farbstoffe – alles, was der Heilessig bewahren soll, leidet unter Dauerlicht und Sonne.
Mein Tipp:
Helle Flaschen sind okay – aber bitte dunkel lagern.
Ich selbst nehme helle Flaschen (weil ich davon einfach mehr habe), aber ich stelle sie zum Ziehen in den Schrank.
Einzige Gefahr: Man vergisst sie.
Also gern mal einen Zettel an die Tür hängen – oder sie morgens direkt mit schütteln, zusammen mit dem Hefewasser.
Wenn man es mal 2–3 Tage verpasst: kein Drama. Aber dauerhaft sollte es nicht sein – die Bewegung fördert schließlich auch den Wirkstoffauszug der Blüten.
So verwende ich den Veilchenessig

Ich selbst trinke jeden Morgen ein Glas stilles Wasser – meistens warm – mit einem kräftigen Schuss Apfelessig.
Und da kommt dieser Veilchen-Essig natürlich besonders gern rein. Nicht täglich, aber immer wieder.
Da ich verschiedene Heilessigsorten und auch Wildhefewasser im Haus habe, habe ich automatisch Abwechslung im Glas.
Und das ist auch gut so – denn bei Heilpflanzen gilt: nicht jeden Tag das Gleiche.
Als Kur gern mal täglich, aber im Alltag tut ein Wechsel der Wirkung – und dem Körper – einfach besser.
Mein Tipp:
Gerade jetzt, wo es wärmer wird, ist Heilessig auch zwischendurch ideal – und motiviert ganz nebenbei dazu, mehr zu trinken.
Ein Schuss in sprudliges Wasser erfrischt, klärt den Kopf und bringt einen Hauch Frühling ins Glas.
Kein Vergleich zu süßen Limos oder künstlich aromatisierten Getränken.
Und eine wunderbare, gesunde Alternative, wenn's mal nach mehr schmecken soll als nur nach neutralem Wasser.

✶ Aus jedem Heilessig kannst du natürlich auch ein Oxymel machen.
Honig dazu, gut verrühren – und du hast eine milde Trinkvariante mit Wirkung.
Meine Oxymel-Serie:
➤ Teil 1: Das
magische Elixier für deine Gesundheit
➤ Teil 2: Kräuter, Rezepte & Wissenswertes
➤ Teil 3: Für Nerven, Haut und Geschmack
➤ Teil 4: Für Immunsystem, Magen und frischen Schwung

Wenn du möchtest: Lies hier, wie du eine herrlich pflegende Körpersahne selbst machen kannst – mit Hornveilchen und Gänseblümchen.
Du kannst das Rezept auch mit Duftveilchen umsetzen – passt perfekt.
➤ Zur Anleitung:
Blütenöl, Balsam & Körpersahne selber machen

Wer mag, kann den Veilchen-Essig auch kombinieren – zum Beispiel mit Gänseblümchen, Melisse und Schlüsselblumen. Ich stelle euch auch diese Mischung als sanfte Frühjahrskur vor.
Kommentar schreiben